In nur wenigen Jahren haben sich Internet, eMail, soziale Netze und überhaupt alles Elektronische zu einem völlig selbstverständlichen Bestandteil unseres Lebens entwickelt. Ohne Elektronik geht nichts mehr!

Und trotzdem gibt es im Roman “Parallelwelt 520”, der im Jahr 2089 spielt, kein Internet mehr. Ist das denn realistisch?

Schauen wir uns die Situation an:

So komfortabel wie alles Elektronische ist, aber es zeichnen sich erste, ziemlich ernste Störungen und Beeinträchtigungen ab.

EMail — Höchstes Misstrauen und äußerste Wachsamkeit sind geboten!

Da kommt eine eMail, z.B. mit dem Logo unserer Bank oder von paypal, in der unsere Zugangsdaten verlangt werden. Weil man angeblich irgendwas nachprüfen muss. — Nicht, dass wir das einfach so glauben; so blöd sind wir nicht mehr. Wir wollen schon genauer wissen, was da los ist… und klicken auf den Link! Und ZACK! Schon ist es passiert!

Nutzer-Daten sind quasi bares Geld für die Bösen Buben, und entsprechend sind ganze Legionen von ihnen mit unendlich vielen Tricks hinter unseren User-Daten her! Identitäts-Diebstahl und Zugangsdaten!

Mit unserem Konto werden Waren eingekauft, unser Bankkonto wird leergeräumt… Unter unserem Namen werden falsche Mails versendet… Oder über eMails schleust man uns Malware in den Computer, z.B. Verschlüsselungs-Software, mit der man uns entweder erpressen oder sonstwie Schaden anrichten kann.

Gerade aktuell: Ransomware droht Browserverlauf an alle Kontakte zu senden: “LeakerLocker” sperrt User aus dem eigenen Smartphone aus und verlangt 50 US-Dollar, damit Fotos und Nachrichten nicht veröffentlicht werden. — Und die nächste Neuheit wartet mit Sicherheit schon hinter dem Horizont.

Also: Komfortabel ist das eMailen eigentlich nicht mehr.

Aber das ist es ja nicht allein…

 

 

Eine neue Dimension in der Kriminalität

Bei der Schädigung von Privatpersonen und ihren Computern, Daten und Konten machen die Bösen Jungs natürlich nicht Halt… Ganze Server und Firmen-Netzwerke werden gehackt und infiziert, um entweder Daten abzugreifen oder sogar zu manipulieren.

Tatsächlich kann es passieren, dass vernetztes Arbeiten, an das wir uns so schnell gewöhnt haben, nicht mehr möglich ist, ohne Gefahr zu laufen, einem Hacker-Angriff zum Opfer zu fallen. Erste Firmen und Institutionen haben kürzlich bereits damit angefangen, ihr Internet abzuklemmen und wieder offline zu arbeiten — wie in der “guten alten Zeit”!

Und wir Individual-User finden es längst völlig normal, unsere Daten nicht nur auf einem einzigen Computer zu haben, sondern sie möglichst mehrfach auszulagern und netzunabhängig zu sichern, auf Sticks, auf externe Festplatten, oder sogar zusätzlich auszudrucken. — Und wir sind mächtig gut beraten, es so zu machen!

 

Böse Netze

Aber nicht nur das Schädigen, Ausspionieren und Hacken ist Alltag geworden. Die schlimmen Finger haben natürlich auch die Vorteile des Vernetzens erkannt und nutzen sie, in der Regel sogar erfolgreicher und effizienter als unsereins. Ob das politische Extrem-Organisationen sind, Porno-Ringe, inklusive Pädophilie, Waffenhandel oder simple “Allerwelts-Kriminalität” — all denen stehen mit den neuen Technologien jetzt nahezu unbegrenzte neue Möglichkeiten zur Verfügung!

Gerade erst, im Juli 2017, konnten FBI und Europol die weltweit agierende Kinderporno-Plattform “playpen” im Darknet ausheben: 900 Festnahmen, knapp 300 missbrauchte Kinder! 150.000 Nutzer weltweit! — Möglichkeiten, die nur das Internet bietet.

Genau diese Szenarien bieten vielen Regierungen einen willkommenen Ansatzpunkt, um ins Internet einzugreifen…

 

Big Brother schaltet dir das Internet ab!

Immer mehr Länderregierungen klemmen ihren Bürgern das Internet ab oder erschweren den Zugang, ob richtige Sperrungen oder heimliche Löschungen oder erschwerte, verlangsamte Ladezeiten und technische Störungen. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, “Otto-Normal-Surfer” das Surfen zu vergällen oder schlicht unmöglich zu machen. — Der Chaos Computer Club berichtete auf seinem letzten Communication Congress in Hamburg von einem rasanten Anstieg der Internet-Zensur weltweit (https://netzpolitik.org/2016/stand-der-internetzensur-2016/)

Zu demselben Ergebnis kommt die Open Net Initiative (ONI), ein Zusammenschluss von Forschern der Universitäten von Toronto, Oxford, Cambridge und der Harvard Law School, der das Zensurtreiben auf dem Globus scharf beobachtet und minutiös dokumentiert.

Auf ihrer sehr aussagestarken interaktiven Weltkarte (http://map.opennet.net/) kann man erkennen, dass die führenden Weltregionen in dieser “Disziplin” Asien und Russland sind:

Wobei wir allerdings unterscheiden müssen zwischen Ländern, die zum Zweck der Zensur wenigstens noch Gesetze erlassen und solchen, in denen der Boss (z.B. die Herren Erdogan, Kim Yong Un oder Bashar Al Assad), einfach per Befehl abschalten lässt, was ihm nicht in den Kram passt. — Der gemeinsame Nenner aber bleibt: Kontrolle, Zensur, Isolation der Bevölkerung.

In China heißt die Zensur “Große Firewall”. Nicht nur Facebook, Google, Twitter sind in China gesperrt, “Einfach so” ins “world wide web” kann man in China grundsätzlich nicht. Jeder Internet-Dienst muss in China beantragt und genehmigt werden, auch App Stores. Wer diese Zugangsbeschränkung umgehen möchte, muss VPN, “virtual private networks” benutzen. Das sind verschlüsselte Verbindungen mittels spezieller Software, mit denen man die öffentlichen, zensierten Kanäle umgehen kann. Aber erlaubt ist das natürlich nicht, und selbst das Anbieten solcher Software steht seit Anfang 2017 unter Kuratel.

Nordkorea ist natürlich das Paradebeispiel. Im September 2016 erschien ein Spiegel-Artikel, der berichtete, dass es in Nordkorea genau 28 Internet-Seiten gibt, die öffentlich zugänglich sind. — Allerdings gibt es ein von der Regierung betriebenes Intranet. Aber was hat das mit freiem Internet zu tun… Andererseits, bei aller Zensur, kann der einfachen Bevölkerung das Internet im Grunde schnuppe sein, denn kaum jemand dort hat die technischen Möglichkeiten, überhaupt ins Internet zu kommen.

Ebenfalls in die asiatische Zensur-Gruppe gehören die Türkei, Russland, Afghanistan, Weißrussland, Myanmar, Iran, Malaysia, aber auch Südkorea und Thailand, Turkmenistan und Usbekistan.

Ebenfalls unmöglich ist die freie Internet-Nutzung im Iran: Facebook, Amazon und YouTube waren seit 2006 komplett gesperrt, der große Rest extrem gefiltert. Und seit 2016 gibt es überhaupt nur noch ein nationales Internet, ein vom Rest der Welt isoliertes, auf den Iran beschränktes Datennetzwerk.

In Afrika ermittelte ONI Daten über Libyen, Saudi-Arabien, Syrien, Tunesien (inzwischen gelockert bis auf die Sperrung pornografischer Seiten), Vereinigte Arabische Emirate, Äthiopien.

Auch in Kuba werden staatskritische Nachrichtenportale und Anbieter wie Skype zensiert, und ebenso auf den schönen Malediven,

Und wie sieht es in der sogenannten “freien Welt” aus? Hier macht man sich wenigstens die Mühe, Gesetze zu erlassen, nach denen dann gehandelt werden muss.

In Australien und Neuseeland sind kinderpornografische Seiten gesperrt. (Wogegen man ja  nichts sagen kann.)

Auch in den USA und Kanada ist es längst nicht so frei, wie sie immer behaupten. ONI bezeichnet die USA als eins der am stärksten regulierten Länder der Welt. Dabei geht es nicht allein um “anrüchige” Seiten. Darüber hinaus ist z.B. der Zugang zum Portal WikiLeaks Regierungsangestellten verwehrt, und auch Studenten, die eine Berufslaufbahn bei der Regierung planen. Außerdem bemüht sich die neue Regierung, viele öffentliche Informationsportale, z.B. von Ministerien, der Öffentlichkeit vorzuenthalten.

Auch in Europa kommt man im Internet nicht überall hin. Dabei handelt es sich jedoch um wirklich anrüchige Seiten, z.B. Darstellungen von Kindesmissbrauch. Solche Seiten sind gesperrt in Dänemark, Finnland, Italien, Neuseeland, Norwegen, Schweden und der Schweiz, sowie im Vereinigten Königreich (wo allerdings ein anderes Contentfiltersystem eingesetzt wird (Cleanfeed)). In Deutschland – bis jetzt noch – nicht. Außerdem gibt es in Europa einen Aktionsplan zur EU-weiten Bekämpfung von Internetkriminalität. Auch Glücksspiel-Seiten, gewaltverherrlichende, rechtsextreme oder urheberrechtlich bedenkliche Webseiten und Filesharing-Netzwerke stehen auf einem Forderungskatalog für Sperrungen (in Frankreich z.T. bereits umgesetzt).

Das klingt ja zumindest noch ein bisschen nach “Saubermanns”, denn es sind ja offenbar nicht Seiten, die der Regierung aus politischen und/oder machtstrategischen Gründen missfallen.

Aber was soll man von den Schweizer Gepflogenheiten halten: Dort ist man auch streng mit justizkritischen Seiten.

Und bei uns?

Auch deutsche Behörden behalten das Internet scharf im Auge. Deutschland wurde 2010 von Google als Weltmeister im Stellen von Lösch-Anfragen bezeichnet, zusammen mit Brasilien. Dabei ging es in Deutschland, den Angaben zufolge, um “legitime” Anliegen wie Falschmeldungen, Durchsetzung von gerichtlichen Anordnungen, Verleumdungen, illegale Seiten wie verfassungsfeindliche Neonazi-Angebote oder Sites von Holocaust-Leugnern. Deutschland hat hier schärfere Verbote als andere europäische Länder.

Ein paar Jahre später stehen Fake News und Hassbotschaften im Fokus, die Kanzlerin Merkel und Justizminister Maas gerne eliminieren möchten.

Und schon sind wir bei der nächsten Fiesität:

In den Klauen der Algorithmen!

Seit der Trump-Wahl in aller Munde: Fakeseiten und Meinungsroboter die zu einer Verfälschung von Meinungsbildern führen könnten. Die Auswahl von Nachrichten wird durch Algorithmen gesteuert, womit erreicht wird, dass bestimmte Meinungen immer weiter verstärkt werden.

Das kann Wahlen beeinflussen, die damit nicht mehr den Willen des Volkes abbilden, sondern von Interessengruppen manipuliert werden. So kommen Regierungen an die Macht, die das früher vielleicht nie geschafft hätten! — Die Folgen kann man sich auch mit wenig Fantasie ausmalen.

Kanzlerin Merkel und Justizminister Maas sind der Meinung, dass “wir mit diesem Phänomen umgehen und nötigenfalls auch Regeln erlassen müssen.”

Aber auch das ist noch lange nicht alles, sondern vielleicht gerade mal der Anfang…

Cyber-Krieg ist keine Utopie mehr

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Im Roman wird beschrieben, dass vor dem weltweiten Abschalten des Internet ein Cyber-Krieg stattgefunden habe, in dem die kriegführenden Nationen sich gegenseitig ihre Infrastruktur zerstört hätten…

Hey, das ist gar keine Fantasie! Das passiert schon längst!

Neben Erpressung, Datenklau und Konten-Leerräumen sitzen in den Kellern von… ja, das wüsste man gern… die Computer-Genies und programmieren Software, mit denen in die Steuerungen von Kraftwerken (und ja, auch AKWs), Bahnhöfen, Flughäfen samt Fliegern, Stromversorgungs-Leitstellen und,und,und eingegriffen werden kann.

Punktueller Stromausfall ist schon fies genug! Aber was, wenn in einer ganzen Region jeglicher Strom ausfällt?! Und das nicht für ein paar Stunden, sondern tage- oder sogar wochenlang?

Wenn keine Züge mehr fahren können und keine Flieger mehr abheben…

Wenn kein sauberes Wasser mehr aus unseren Leitungen kommt…

Wenn die Kassen von Supermärkten nicht mehr funktionieren…

Wenn die Tankstellen unsere Autos nicht mehr betanken können…

Die Liste könnte man jetzt noch endlos fortsetzen. Denn es gibt nicht mehr viel, was ohne elektronische Steuerung noch funktionieren würde!

Deswegen spielt “Parallelwelt 520” mit einem Szenario, in dem genau das passiert ist. Da wurde die Welt durch einen Cyber-Krieg verwüstet. Vernetzung ist abgeschafft, und selbst in der Offline-Welt funktioniert nichts mehr ohne Krücken und Tricks. Und die nicht mehr vernetzten Computer sind alles, nur keine zuverlässigen Datenspeicher mehr. Auch deshalb, weil die Stromversorgung nicht mehr funktioniert. Was soll ich dann mit einem Computer?! Deswegen hat man alle Daten auf mindestens zwei verschiedenen Medien: neben den Computern auch das gute alte Papier, bzw. ein Nachfolge-Medium, denn mit Rohstoffen, z.B. Bäumen – aus denen wird heute Papier noch gemacht – sieht es 2089 ziemlich mau aus!

Fantasie? — Nicht unbedingt: Noch können wir aus dem Vollen schöpfen: Strom ist immer da: Licht, Wärme, Kühlschrank, Dusch- und Badewasser funktionieren auf Knopfdruck, ebenso wie PC, Videorecorder, Telefon. Wenn wir Hunger haben: Der Supermarkt ist gleich um die Ecke, und da gibt es alles, und-und-und.

Damit gehören wir allerdings zu einem ziemlich kleinen und glücklichen Teil der Weltbevölkerung. Die Menschen z.B. in Somalia, Jemen, Palästina, Syrien, Afghanistan, ja auch in Ländern wie der Ukraine und wo-nicht-noch-alles könnten die Zustände von “Parallelwelt 520” schon heute wohl ziemlich gut nachvollziehen…