Kennt Ihr noch den Film „Zurück in die Zukunft“ mit Michael J. Fox? Michael reist mit der „Flux Kompensator“-Zeitmaschine in die Vergangenheit und verändert ein Ereignis. Als er in sein Ausgangsjahr zurückkehrt, befindet er sich in einer anderen Welt: Seine Mutter, eine etwas aus dem Leim geratene graue Maus, ist plötzlich hübsch, sein Vater, ein Looser und Underdog, ein erfolgreicher Schriftsteller (sinnigerweise SF).
Das ist nichts anderes als das Konzept der Parallelwelt. Jeder Zustand, jedes noch so kleine Ereignis hat Alternativen, durch die die weitere Entwicklung in der Zeit sich ändert. Je nachdem, wie das Ereignis oder die Entscheidung ausfällt. Und jede dieser Änderungen lässt ein neues Universum entstehen, in dem die Dinge sich leicht bis krass anders entwickeln.
Ein Universum, zum Beispiel, in dem der Mörder von John F. Kennedy beim Abdrücken niesen musste, und dadurch der Mord am Präsidenten nicht stattfand…
Der Gedanke paralleler Welten existiert eigentlich schon seit der Antike, und dieses Konzept ist für Autoren eine tolle Möglichkeit, um Dinge zu beschreiben, die es entweder nicht gibt, oder um der Beweisnot zu entgehen. In einer Parallelwelt ist schließlich alles möglich, bzw. wer kann schon beweisen, ob die Darstellung stimmt oder nicht? Da kann man seiner Fantasie ungeniert freien Lauf lassen.
Bisher war das ein faszinierendes Gedankenspiel.
CERN: Large Hadron Collider (Daniel Dominguez, CERN)
Aber seit ein paar Jahrzehnten ist das anders. Die (Quanten-) Physik beschäftigt sich durchaus realistisch mit Theorien über Parallel-Universen und setzt gar zum Sprung an, sie zu beweisen — zumindest mathematisch.
Aus allen Weltecken und Fachgebieten tauchen Namen von anerkannten Mathematikern, Quantenphysikern und Philosophen auf, die in dem Thema drin sind, und eine riesige Anzahl von populärwissenschaftlichen Büchern, Blogs, Artikeln berichtet darüber.
Um nur einige wenige berühmte Namen zu nennen:
- Hugh Everett, der in den 1950er Jahren seine Viele-Welten-Theorie formulierte;
- Dieter Zeh, inzwischen emeritierter Professor, weltweit anerkannter Quantentheoretiker: „….Wenn wir diese scheinbar absurde Extrapolation der Quantentheorie [ein einzelnes quantenmechanisches Teilchen (also ein Elektron, Photon, Atom oder auch ein komplexes Molekül) kann gleichzeitig an verschiedenen Orten sein] konsequent fortsetzen, müßte sogar die ganze Welt gleichzeitig in sehr vielen unterschiedlichen Zuständen existieren können.„
- Max Tegmark, Physikprofessor am berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit Schwerpunkt Kosmologie ist zur Zeit wohl am bekanntesten, mit seinem Konzept vom „mathematischen Multiversum“, das vier Ebenen beinhaltet.
- Nick Bostrom, Professor, University of Oxford, stellt gar
Überlegungen an, dass unsere Welt, unser Universum eine Computersimulation ist. — „Matrix“ lässt grüßen.
Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, hier ein interessanter Link:
http://interaktionstheorie.org/multiversum-theorien-eine-uebersicht/
So, nun eine Schleife zurück zur „Parallelwelt 520„. Nach den neuen Multiversum-Theorien gibt es Reafers Welt also vielleicht wirklich irgendwo im Multiversum. Denn der Roman ist ja nicht nur Fantasie, sondern baut auf der Annahme auf, dass eine tatsächliche historische Situation – Frühmittelalter im alten Britannien – sich anders entwickelt hat als wir es kennen.
Allerdings wäre der korrekte Name von Reafers Universum wohl etwas länger. Wenn jeder Augenblick eine neue Wirklichkeit hervorbringt, müsste es korrekterweise wohl heißen: „Paralleluniversum 520, 20. Januar, 16:27:41“ plus Längen- und Breitengrad.