Wie verschieden ein- und dasselbe Event ausfallen kann!
Letztes Jahr: flächendeckend die komplette Messe abgegrast. — Dieses Jahr: Konzentration auf Felder und Kontakte/Gespräche, die für mich wichtig sind (Fachprogramm Autoren/Lektoren). Andere Gebiete und Themen zwar auch, aber etwas zurückgefahren.
Letztes Jahr: topfit, aufgekratzt, begeistert. — Dieses Jahr: auch begeistert, aber leider angeschlagen, und deshalb nur “mittel-gut” durchgehalten.
Letztes Jahr: Besucher-Rekord — dieses Jahr angeblich weniger Besucher, aber gefühlt mehr, vor allem am Freitag, der ja eigentlich noch Fachbesucher-Tag war. Erstaunlich, wie viele “Fachbesucher” offensichtlich noch im Schulalter waren und in Gruppen auftraten, die “irgendwie” an Schulklassen bzw. Klassenausflüge erinnerten…
Letztes Jahr: komplett und umweltschädlich mit dem Auto, Anfahrt, Rückfahrt, alles perfekt geflutscht! — Dieses Jahr: mit Flieger – zugegeben, auch nicht
umweltfreundlicher, aber Fahrrad war nun auch keine Option – und Öffis, unendlich mühsam! Nicht nur die Rückfahrt, von wegen: Leipzig und das mittlerweile berühmte Schneechaos vom Samstag, 17. März… Auch die Ankunft nervig und unkomfortabel: Am Flughafen Leipzig/Halle keine Info über Bahnverbindungen in die Stadt. Ein sogenannter “Info-Stand” hatte leider keine Info, denn er war – in der ausgehängten Öffnungszeit – nicht besetzt. Um vom Flieger-Checkout zum Bahnhof zu kommen, musste man – gefühlt – den kompletten Runway dreimal hin und zurück latschen! Unendlich lange Fußwege vom Terminal zum zugig-eiskalten Bahnsteig!
Dort Fahrpläne und ein Fahrkarten-Automat, für deren Verständnis und Bedienung man erstmal promoviert haben musste! Aus dem Bedürfnis “Nix wie weg hier!” wurde nix:
Zug-Taktung: 40 Minuten! Bei geschätzten Minusgraden! — Insgesamt hätte ich mir die Fliegerei sparen können: Mit Fahrt zum und vom Flughafen, Check-in und -out dauerte die Schose mindestens so lange wie eine Zugfahrt!
Aber leid tut es mir totzdem nicht!
Was gleich geblieben ist
Handys: genau wie letztes Jahr im Rekordtempo ausgelutscht! Allerdings war ich dieses Mal vorbereitet und hatte eine Powerbank mit. (Ätsch!)
WLAN und Internet: die Reklame “Wir haben freies WLAN!” war vielleicht nett gemeint, aber die Realität sah deutlich anders, nämlich holperiger aus. Mal ging es, mal nicht. Zwischendurch mal an seinen Dokumenten in der “Cloud” arbeiten blieb jedenfalls im Stadium des “frommen Wunsches” stecken.
Die Toiletten-Situation: Klar, die kann sich gar nicht verändert haben, denn die Einrichtungen sind ja immer noch dieselben. Durchschnittliche Wartezeit in der Schlange der Damentoilette: zehn bis fünfzehn Minuten. — Bei den wenigen männlichen “Usern”, die aus der Herrentoilette kamen, vermeinte ich hin und wieder eine gewisse Häme in der Miene zu entdecken. Kann aber auch mein eigener Neid gewesen sein…
Ach ja, eins ist jetzt doch anders: mein Verhältnis zu diesen neueren elektrischen Händetrocknern, wo man die Hände reinsteckt, die dann von einem Power-Luftstrom quasi “abgebürstet” werden. Das hielt ich letztes Jahr noch für das Nonplusultra der Hygiene. Inzwischen habe ich gelernt, dass die Dinger die reinsten Bakterienschleudern sind!
Pflichtprogramm für Autoren
Schluss mit dem Nörgeln! Es war nämlich trotzdem wieder richtig gut! Und wichtig! Denn:
Als Autor wird man mal wieder geerdet: Man kann hautnah erleben, wie viele richtig gut schreibende Kollegen es gibt und, wie viel man selbst, auch nach jahrzehntelangem Training, immer noch lernen kann!
Und die Veränderungen in der Branche: Der Unterschied zwischen Verlagsautor und Selfpublishing-Autor scheint sich zu verwischen, wenn nicht gar zu verschwinden. SP-Autoren werden immer professioneller. Verlagsautoren schreiben nicht unbedingt besser als SP-Autoren. — Verlagsautoren bekommen nicht automatisch das bessere Marketing, die bessere Verbreitung, sondern müssen i.d.R. genauso viel wie ihre selbstpublizierenden Kollegen dafür tun, bekannt zu werden.
Die Anzahl der Ratgeber und Dienstleister rund um’s Publizieren ist “explodiert”, und als potenzieller Kunde von Designern, Lektoren, Publizier-Plattformen, Agenten und Marketing-Spezialisten und ‑ ja, auch das – Kleinstverlagen und Kurs- und Beratungsanbietern, tut man gut daran, sie genau zu vergleichen. Mich zog es besonders zu den Beratern: Die meisten “Großen” waren da, z.B. Literaturcafé-Chef Wolfgang Tischer, Selfpublisher-Bibel-Herausgeber Matthias Matting, “Ober-Lektor” Hans Peter Roentgen und “Lindenstraße”-Autor Michael Meisheit. — “Die erzählen ja alle dasselbe!” erkannte
meine Kollegin, die mit mir zusammen auf der Messe war, und etwas genervt darüber, dass ich sie erbarmungslos von einem dieser bekannten Namen zum anderen schleppte. Sie hatte nicht ganz unrecht, aber wie auch nicht: Die Thematik war schließlich dieselbe: Gut schreiben, Publizieren, Marketing. Aber trotzdem, die Überschneidungen fand ich eigentlich ausgesprochen interessant, ebenso wie die kleinen Unterschiede, die bei allen gemeinsamen Nennern doch vorhanden waren. — Und, vor allem: Bei jedem von ihnen bin ich immer noch was Neues und Wichtiges gewahr geworden!
Denn: Es gibt ein paar, wie soll man es nennen, Lehrsätze, Erkenntnisse, Wahrheiten, die einfach grundlegend sind, und die deshalb alle aufgreifen müssen. Gut, wenn man das schnallt! Welche das sind? Einen will ich herausgreifen: Gaaaanz, gaaaanz viel Arbeit und Zeit-Investition!
Kollegen und Vorbilder
Und dann natürlich die vielen Autoren und -Lesungen! Die Großen der SP-Fraktion wie Poppy J. Anderson, Vera Nentwich, Emiliy Bold, ebenso wie bekannte Verlagsautoren, z.B. Andreas Eschbach. Susanne Rocholl. Und-und-und! Und auch neue Autoren, die ich bis dahin noch nicht kannte, wie z.B. Monika Pfundmeier. Es lohnte sich, ihnen zuzuhören! — Hihi, und was mir so ganz nebenbei Merkwürdiges auffiel: Sehr viele Autoren tragen bei ihren Lesungen Hüte!
Er hier hat ein wunderschönes Gedicht vorgelesen. Leider konnte ich nur kurz zuhören, weil ich auf dem Weg zu einem Termin war. Deswegen weiß ich leider auch nicht, wer er ist. Info wird dankbar entgegengenommen!
Er hat ebenfalls meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Cartoonist Kümmel, alias Dirk Hübner, dem man beim Zeichnen über die Schulter blicken konnte. Auch er übrigens mit Hut. 😉
Manga Comic Con
Ja, und dann natürlich wieder der Augenschmaus der Cosplayer! Daran kann man sich einfach nicht sattsehen! Auch wenn sie i.d.R. bereits vorhandene Vorlagen präsentieren, Film-, Game- oder Comicfiguren — aber mit wieviel Enthusiasmus und Fantasie!
Klima-Abkühlung
Die Heimreise fiel dann für alle, die sich am Samstag auf den Weg machten, richtig heftig aus! Sechs Grad minus und zwanzig Zentimeter Schnee! Das reichte dem Leipziger Bahnhof, um dicht zu machen! In den Medien habe ich ein paar Tage später gehört, dass das möglicherweise eine “betriebswirtschaftliche” Entscheidung gewesen sein könnte: Einen Zug ausfallen zu lassen, käme billiger als Weichen aufzutauen…
Nach meiner hierdurch verursachten “Rallye” über die Autobahn nach Erfurt (Danke nochmal für’s Mitnehmen!) und dort dann, zusammen mit hunderten genervten Fahrgästen, stundenlangem Warten auf einen Zug nach München, und dann darauf, dass der endlich losfuhr, werde ich im nächsten Jahr solchen “betriebswirtschaftlichen” Parametern wohl aus dem Weg gehen.