‘Badezimmer’ wäre wirklich nicht ganz der treffende Ausdruck gewesen. — Es war so eine Art Party-Raum, alles in schwülem Rot, Rosa und Lila gehalten, mit viel Plastikplüsch und Plunder. Und wenn man gezielt suchte, konnte man, verborgen zwischen roten Polstern, rosa Volants und lila Kunstblumen, so etwas wie ein kleines rundes Wasserbecken entdecken — rosa gekachelt. Auch die Badeutensilien waren etwas ausgefallen: Gummi-Handschuhe, Cleenex-Packungen, Sektgläser, Öl‑ und Parfum-Flakons sowie diverse Leder‑, Plastik‑ und Gummi-Merkwürdigkeiten…

Sirrah stand da und sah sich um. Schweigend. Aber er brauchte nicht zu sagen, was er davon hielt: Sein Gesichtsausdruck sprach Bände!

“Wir haben natürlich auch eine richtige Chemodusche” informierte Mrs. Flyte und deutete auf eine Art ‘Barockschrank’ hinten in der Ecke.

Rhyan, der sich an die Chemodusche in seiner New Yorker Wohnung erinnerte, schüttelte heftig den Kopf. “Nee, nee! Wenn’s hier schon echtes Wasser gibt, will ich da auch rein!”

Die andern nickten dazu, sahen das genauso.

“Ich lasse Ihnen Handtücher und Seife bringen!” beeilte Mrs. Flyte sich zu versichern, als sie Sirrahs Gesicht sah, und verabschiedete sich mit einem hintergründigen Lächeln.

Gleich darauf erschien eine wilde ‘Prozession’: Madeleines rosa Tüllwolke in Begleitung zweier Kolleginnen. — Jennifer: winzig-klein, aber drall, dunkelgelockt, mit aggressiv vorspringendem Busen, der in einer tomatenketchup-farbenen Korsage eingeklemmt und hochgeschnallt war. Ihre kurzen, strammen Beinchen betonte sie durch schwarze, tausendmal geflickte Satinshorts und schwindelerregende, hochhackige Pumps. — Susie bildete einen interessanten Kontrast dazu: lang, dünn, stakelig, mit der Körperhaltung eines etwas ausgeleierten Fragezeichens. Ihre Haare waren, durch ein offensichtlich hochwirksames Bleichmittel, jeglicher Farbe beraubt. Dafür aber erglänzten unter den langen Ponyfransen pechschwarz ummalte Kunstwimper-Augen mit tiefsehnsuchtsvollem Blick. Diesen gedankenverlorenen Ausdruck unterstrich sie effektvoll durch intensives Kaugummi-Kauen. Aus ihrem hauchdünnen babyblauen Negligé wippten vorwitzig feste kleine Brüste hervor, mit Brustwarzen wie Klingelknöpfe. — Drei blutrot bemalte Lippenpaare, feuchtlackglänzend, entblößten breit und einladend lächelnd nicht ganz saubere, leicht fleckige Zähne…

Sie brachten Handtücher und Seife ‑ alles in rosa ‑ und boten an, den Männern den ‘Rücken’ zu ‘schrubben’…

Deane und Rhyan hatten im Prinzip nichts dagegen. Aber Sirrah ließ keine Stimmung aufkommen. — Als sein erstes Entsetzen sich gelegt hatte, führte er die Mädchen energisch und zielstrebig zur Tür und bat sich von Mrs. Flyte aus, ihre, äh, ‘Damen’ doch anderweitig einzusetzen und, bitteschön, weitere Attacken auf ihr Schlafbedürfnis und ihre, äh, Nerven zu unterlassen! — Und seine ‘Pforzheimer’ verdonnerte er zu einer nächtlichen Lagebesprechung in der sicheren Abgeschlossenheit der lilarosa Lustbude. — An der natürlich auch Reafer teilzunehmen hatte.